Liebe Eltern
Im letzten "WEEKEND" habe ich über die Qualitative Elternzeit geschrieben. Heute möchte ich ein heiss diskutiertes Thema aufgreifen, das mir in den Coachings auch immer wieder begegnet. Leistungsdruck kennen Sie sicher hauptsächlich aus Ihrem Beruf oder auch als Alleinerziehende Muttern oder Vater, die 24 Std. 365 Tage immer verfügbar und auf Knopfdruck funktionieren müssen.
Beginnen wir daher mal mit der einfachen Frage:
Wer hört nicht gerne Komplimente, sei es über Dinge, die man erreicht hat, aber auch über sich als Person. Erfolg macht einen bekanntlich auch glücklich. Auch Eltern sind stolz, wenn sie erzählen, was ihr Kind schon alles kann. Viele Eltern beginnen schon früh dem Kind alles mögliche zu bieten, damit es nach den bestmöglichen Dingen gefordert und gefördert wird. Viele Kinder sind meist schon sehr früh in irgendwelchen Angeboten dabei, in denen sie entsprechend gefördert werden. Kitas und Kindergärten werden danach ausgesucht welche am meisten Förderung anbieten. Die Krippe (Die Betreuung) gilt dann als gut, wenn das Kind sichtbar viel lernt.
Die Eltern möchten, dass ihr Kind nirgends hinten anstehen muss und fahren es von einem Programm zum andern. Oft ist das für die Eltern so wie für das Kind Stress und Druck und man hat kaum noch Zeit einfach mal zu Hause zu sein oder mal als Familie etwas zu unternehmen, denn immer ist jemand unterwegs bei irgendwelchen Programmen. Doch ist dieser Stress nötig? Wäre er nicht zu vermeiden?? Brauchen die Kinder von heute mehr wie die Kinder früher, die einfach viel an der frischen Luft waren?
Als Supernanny sowie auch Spielgruppenleiterin tätig, möchte ich ihnen in diesem Beitrag aufzeigen wie ich als aussenstehende Person den Wandel in den letzten Jahren erlebe und was meine Erfahrungen sind damit:
Im Laufe der letzten Jahre konnte man vor allem im Krippenbereich sowie Kindergartenbereich einen Wandel beobachten. Wo früher Krippen Wert darauf legten, eine familiäre Atmosphäre zu schaffen, wo die Kinder gut aufgehoben sind und sich während der Abwesenheit der Eltern wohlfühlen, und der Fokus darauf gelegt wurde «was können wir machen, damit sich jedes Kind wohl fühlt?», wird heute der Fokus darauf gelegt «wie fördern wir jedes einzelne, damit es später in unserem Schulsystem zurecht kommt?».
Leider ist dies nicht immer zu vermeiden, da die Kinder immer früher eingeschult werden und entsprechende Leistungen bringen müssen, um im Schulsystem klarzukommen.
Doch nicht nur der Druck der Schule führt dazu, sondern auch immer mehr Eltern wollen, dass ihr Kind so früh wie möglich schreiben und lesen lernt. Im Kindergarten sollten die Kinder am besten schon mehrere Sprachen sprechen und das 1 X 1 können. Das Sozialverhalten sowie der Umgang mit negativen Gefühlen bleibt leider da sehr oft auf der Strecke.
Mir ist bewusst, die Eltern wollen nur das Beste für ihr Kind. Doch ein Kind sollte nicht wie ein kleiner Erwachsener behandelt werden, sondern einfach auch mal Kind sein und auch über unsinniges lachen können. Draussen zu Spiel und mit anderen Kindern wertvolle Erfahrungen sammeln, ist wichtig für die Entwicklung Ihres Kindes. Wir brauchen eigene Erfahrungen und eigene Emotionen, um später im Leben zu bestehen? Als Eltern können Sie nicht zwischenmenschliche Situationen vorprogrammierten.
Ich finde es gut, wenn Kinder in Vereinen ihrem Interesse dabei sind und dort viel wertvolles lernen, doch ich persönlich bin der Meinung, dass die Zeit mit Ihnen als Eltern sowie auch die Möglichkeit mit andern Kindern in der Natur herum zu toben, genau so wertvoll ist. Es ist Zeit, die Sie nie wieder haben werden und wenn Ihre Kinder aus dem Haus sind, welche Erinnerung haben Sie dann an gemeinsame Erlebnissen.
Sie werden Ihnen dankbar sein für die Ausbildung sowie die berufliche Zukunft, die Sie ihnen ermöglicht haben. Die Kindheit sollte nicht als Selfie in einem Album festgehalten werden, damit man anderen zeigen kann, was man im Urlaub gesehen hat. Ein Familien Album ist ein wertvolles Erbstück, das an die Kinder und Enkelkinder vermacht wird. Es erzählt eine Geschichte und spielgelt Beziehung und Emotionen, die man eigentlich nicht mit dem Rest der Welt teilen sollte.
Bestimmt ist es nichts negatives, sein Kind gezielt zu fördern, doch der Ausgleich zwischen Fördern und Freiraum sollte zum Kinderwohl gegeben sein. Bereits heute sprechen wir von Kindern Burnout oder von Kindern, die durch den Leistungsdruck, emotionale Entwicklungsstörungen entwickeln. Gerade im Umgang mit dem Thema "Verlieren" oder das Bedürfnisse nach stetige Anerkennung ist immer häufiger ein Thema in meinen Coachings. Das gesunde Selbstwertgefühl bleibt daher oft auf der Strecke und die Meinung von anderen wird immer wichtiger, als die eigen. Es ist daher auch nicht verwunderlich das viele Jugendliche daher auch eine verzerrte Wahrnehmung von sich selber haben und sich oft mitreisen lassen von einer Gruppe, um in den Status Q zu kommen. Beliebtheit und Perfektion ist gerade bei den Jugendlichen ein massiver Leistungsdruck, das Krankhaft enden kann z. Bsp Magersucht.
Die Kinder, die eigentlich Ihrem Altersentsprechend noch verspielt sein sollten, haben dann sehr oft mühe sich auf Rollenspiele einzulassen oder mit einfachen Dingen zu spielen, wo Ihre Fantasie gefragt ist. Sie haben mühe mit Gleichaltrigen und orientieren sich hauptsächlich an Erwachsenen. Ruhe Momente sind allgemein für Leistungsorientierte Kinder sehr schwierig, da die Langweile bereits nach kürzester Zeit eintritt und die Frusttoleranz sehr niedrig ist.
Zum Schluss möchte Ich Ihnen aber 1. Gedanken mitgeben:
Vielleicht erinnern sie sich an Ihre Kindheit und stellen sich die Fragen, was Ihre Lieblingsbeschäftigung war oder wie Ihre Freizeit gestaltet war? Sprechen Sie mit Ihrer Familie darüber und holen Sie Ihre verstaubten Alben hervor, die noch aus Oma und Opa's Zeit erzählen. Es ist nicht verkehrt sich mit vergangen Zeiten auseinanderzusetzen und wieder aufzugreifen.
Ich wünsche Ihnen ein wunderschönes Wochenende und geniesse die Zeit mit Ihren Kindern.